Willkommen bei familie-trier.de – Das Lokale Bündnis für Familien in Trier


Impressum  /  Datenschutz  /  Kontakt

Zwischen Beruf und Pflege

// 16.10.2015 //

Wie kann ich meinen Beruf mit der Pflege eines Angehörigen in Einklang bringen? Lösungen zu dieser Frage haben ortsansässige Organisationen bei der Informationsveranstaltung des Lokalen Bündnis für Familie Trier vorgestellt. Der Tenor: Die Problematik der Pflege werde in der Wirtschaft noch stiefmütterlich behandelt.

"Menschen, die einen Angehörigen pflegen, sind meist erschöpft. Für sie ist es schon schwer, sich Zeit für einen einstündigen Termin bei uns zu verschaffen", sagt Jeanette Kohl vom Demenzzentrum Trier. Dieser Druck, der durch die Pflege eines Angehörigen entstehe, werde zusätzlich durch die beruflichen Verpflichtungen verschlimmert. Damit Betroffene und Interessierte mit den Angeboten der ortsansässigen Institutionen in Kontakt kommen, organisierte das Lokale Bündnis für Familie Trier eine Informationsveranstaltung zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Im Foyer der Agentur für Arbeit konnten sie sich mit ersten Kontakten und Angeboten vertraut machen.

Regine Weinand nutzte genau diese Chance: "Wenn ein Angehöriger erst einmal der Pflege bedarf, wissen viele nicht, wohin sie sich wenden können. Ich habe zwar keinen Pflegefall in der Familie, doch meine Mutter wäre fast einer geworden. Daher möchte ich einige Adressen im Voraus sammeln." Als Mitarbeiterin des Finanzamtes würde sie es unterstützen, in jedem Unternehmen einen Mitarbeiter als Anlaufstelle einzuführen. An diesen könnten sich alle betroffenen Angestellten wenden, um Kontakte zu Pflegeorganisationen zu erhalten.

Diesen Vorschlag versucht Uta Weber, Personalleiterin bei der Türelemente Borne Handelsgesellschaft, bereits umzusetzen. Sie habe damit begonnen, sich ein kleines Netzwerk an Kontakten aufzubauen, um ihren Mitarbeitern bei Problemen helfen zu können: "Wir möchten unsere Angestellten auffangen, bevor sie mit ihrer Situation überfordert sind. So können wir spätere Krankschreibungen verhindern", erklärt Weber. Auch Peter Leyendecker vom Leyendecker Holzland verfolge dieses Prinzip: "Um unseren Mitarbeitern über Krisen hinwegzuhelfen, kooperieren wir mit der Caritas."

Bei der Umsetzung dieser Vorhaben gebe es jedoch Hürden, sagt Angelika Winter, Frauenbeauftragte der Stadt Trier: "Leider nähern sich die kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Privatwirtschaft zu zurückhaltend dem Thema Pflege und Beruf. Hier besteht noch deutlicher Nachholbedarf." Unterstützend wirkt zukünftig die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz (siehe Extra). Angelika Winter und Kathrin Bartsch vom Lokalen Bündnis für Familie sind zufrieden mit ihrer Veranstaltung: "Es wurden alle Facetten der Problematik angesprochen und eine lebhafte Diskussion ist entstanden. Wir wollen in Zukunft unser Netzwerk ausbauen und weiterhin von anderen lernen."

Extra: Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz wird im Frühjahr 2016 die erste ihrer Art in ganz Deutschland sein. Ihr Ziel ist es einerseits, ihre rund 40 000 Mitglieder in rechtlichen und beruflichen Fragen zu unterstützen. Andererseits soll sie für Betroffene in Servicefragen und ethischen Themen eine Anlaufstelle bieten. Zentraler Aspekt hierbei sei die Frage nach Fort¬ und Weiterbildungen des Pflegepersonals: "Reicht es, als Pflegender in jungen Jahren eine Pflegeausbildung absolviert zu haben, oder müssen Fortbildungen wie bei Ärzten angeboten werden? Dies soll zukünftig geregelt werden", erklärt Sascha Krames, Mitarbeiter der Pflegedirektion im Brüderkrankenhaus Trier.

Weitere Informationen unter: www.pflegekammer-rlp.de

Erschienen im Trierischen Volksfreund am 16. Oktober 2015